Eklat um die Zeitschrift „Wirtschaftspsychologie“
Streit um Review-Prozess
Anlass des Rücktritts war ein Streit um den Review-Prozess eines in der Ausgabe 4/19 der „Wirtschaftspsychologie“ publizierten Beitrags. Wie die zurückgetretenen Mitherausgeber, die Professoren Dr. Fabian Christandl (Hochschule Fresenius, Köln), Dr. Michael Dick (Universität Magdeburg), Dr. Annette Kluge (Universität Bochum) und Dr. Theo Wehner (em., Eidgenössische Technische Hochschule Zürich), erklären, hat der erschienene und in ihren Augen wissenschaftlich mangelhafte und tendenziöse Text „ein Reviewverfahren mit zwei anonymen Gutachtern durchlaufen, die die Publikation nach Änderungen empfahlen. Die Änderungen wurden vom geschäftsführenden Herausgeber geprüft und der Text zur Publikation freigegeben. Ein Teil der Herausgeber hat weder von der Einreichung, noch von der Begutachtung, der Freigabe oder der öffentlichen Anpreisung des Textes via Push-Mail durch den Verlag gewusst und war von der Entscheidung, diesen Text zu publizieren, ausgeschlossen.“
Man habe den Verleger und den geschäftsführenden Herausgeber gebeten, ein Post-Review- bzw. Retraction-Verfahren einzuleiten, in dem durch unabhängige Gutachten geprüft wird, ob der Artikel zurückgezogen, korrigiert oder unverändert belassen werden muss oder kann. Dies sei bis Ende Februar 2020 nicht geschehen. Mit ihrem Rücktritt reagieren die ehemaligen Herausgeber gemeinsam auf die Tatsache, „dass sie in diesem konkreten Fall nicht in der Lage waren und sind, die nötige Sorgfalt und Qualität im herausgeberischen Prozess zu gewährleisten.“
Professor Dr. Lorenz Fischer (em., Universität Köln) will die Publikation als Editor-in-Chief nun zunächst alleine fortführen, jedoch mit potenziellen neuen Mitherausgebern Gespräche führen. Er und der Verleger Wolfgang Pabst kündigen an, in der Wirtschaftspsychologie-Ausgabe 2/20 mit mehreren Beiträgen von Wissenschaftlern einen „kontroversen, vertiefenden Sachdiskurs zum Thema“ führen zu wollen. (tw)