Mit klugen Wünschen zur Problemlösung

Ein frommer Wunsch reicht nicht. Man muss auch die Hürden auf dem Weg zur Wunscherfüllung und Zielerreichung kennen. Das geht mit mentalem Kontrastieren. Eine Studie zeigt, wie damit Personalmanager ihre Alltagsprobleme besser in den Griff bekommen.

Platte Formel

Du wirst reich, du wirst erfolgreich, du wirst ein besserer Mensch – wenn du es dir nur ganz fest wünschst. Jeder weiß, dass diese platte Motivationsformel nicht funktioniert. Und dennoch hängen Tausende am Tropf dieser Losung und kaufen eifrig Motivationsratgeber, die zu wünschen übrig lassen. Vielleicht weil ihnen die Fakten fehlen?

Mentales Kontrastieren

Gabriele Oettingen, Doris Mayer und Babette Brinkman liefern Fakten mit ihrer Studie im Journal of Personnel Psychology. Gabriele Oettingen, Psychologieprofessorin an der New York University, beschäftigt sich schon lange mit der Frage, wie Ziele erreicht werden und Wünsche in Erfüllung gehen.

Ihre These: Sich die Zukunft rosig ausmalen reicht nicht, man muss die Wirklichkeit gegenüberstellen. Wenn man das gewünschte Ergebnis kennt und die Hürden auf dem Weg dorthin, kann man sein Ziel besser verfolgen – und erreichen. Mentales Kontrastieren nennt sie das.

Personalmanager trainiert

In ihrer nun veröffentlichten Studie trainierten die Forscherinnen 52 Personalmanager aus Krankenhäusern in Deutschland. Trainingsziel war, dass diese mit ihren Alltagsproblemen besser umgehen konnten.

Die eine Hälfte der Teilnehmer bekam ein Training, bei dem Sie in ihren Wünschen schwelgen sollten. Die andere Hälfte das Training mit mentalem Kontrastieren. Und das sah so aus:

Wunsch und Widerstände

Im ersten Teil benannten die Teilnehmer ihr derzeit wichtigstes Problem (z.B. ein Konflikt mit einem Kollegen). Dann sollten sie an die gewünschte Zukunft denken und vier positive Punkte aufschreiben, die mit einer erfolgreichen Problemlösung einhergehen (z.B. gute Laune). 

Kontrastieren sollten sie diese Zukunft mit den realen Widerständen und dementsprechend vier negative Hürden aufschreiben (z.B. Angst vor einem klärenden Gespräch). Schließlich wurden zwei der positiven Zielaspekte und zwei der Hürden mit mehreren Sätzen ausformuliert.

Berufliche und private Probleme

Im zweiten Teil des Trainings sollten die Teilnehmer so viele berufliche und private Probleme wie möglich aufschreiben. Sie notierten beispielsweise: freier in einer Sitzung reden, die Mutter besuchen, einem Mitarbeiter kündigen, eine Party organisieren. Jeder Teilnehmer stellte mindestens 20 Probleme zusammen.

Dann sollte jeder das erste aufgeschriebene Problem wie im ersten Teil durchgehen und die positiven Zielaspekte und negativen Hürden dafür herausarbeiten. Für die weiteren fünf Probleme wurden Wünsche und Widerstände gedanklich festgemacht.

Stichwortübung

Teil drei begann mit folgender Anleitung in einem Aufgabenheft: „Schreiben Sie das berufliche oder private Problem auf, das Sie derzeit am meisten beunruhigt.“ Danach sollten die Personaler zu ihrem Problem ein Stichwort zum erwünschten Zielzustand aufschreiben (z.B. „Entspannung“) und eins dazu, was sie daran hindert (z.B. „keine Zeit“). 

Schließlich wurden sie aufgefordert, diese Stichwortübung für weitere Probleme in Gedanken zu machen. Wenn sie Zeit dazu hatten – z.B. beim Warten auf den Bus –, sollten sie sich ein positives Stichwort zum Ziel und ein negatives zu einer Hürde ihres Problems überlegen. Zwei Wochen lang schrieben die Personalleiter so jeden Tag zwei Stichworte zu ihren aktuellen Problemen auf und gingen sie in Gedanken durch.

Zu besseren Problemlösern geworden

Nach diesen zwei Wochen zeigte sich, dass die Personaler, die in diesen einfachen Übungen ihre Wünsche mit ihrer Wirklichkeit kontrastierten, die besseren Problemlöser geworden waren. Im Vergleich zu ihren Kollegen, die lediglich ihren Wünschen nachhingen, konnten sie:

  • ihre Zeit besser einteilen
  • unnötige Projekte leichter aufgeben
  • dringende Projekte erfolgreicher abschließen und 
  • sich besser entscheiden

Energiebündelung

Und wie funktioniert mentales Kontrastieren? Die Autorinnen sagen, dass dadurch die Zielbindung (goal commitment) gestärkt wird. Das Abwägen von Wunsch und Wirklichkeit führt dazu, dass man leichter für sich selbst herausfindet, welche Ziele Erfolg versprechend sind und welche nicht. 

An Ziele, die erstrebenswert und erreichbar sind, bindet man sich. Ziele, die unrealistisch erscheinen, werden aufgegeben. Diese Bindung gleicht einer Energiebündelung für Wünsche, die umsetzbar sind – für kluge Wünsche.

Literatur

Gabriele Oettingen, Doris Mayer und Babette Brinkmann (2010). Mental contrasting of future and reality. Managing the demands of everyday life in health care professionals (PDF). Journal of Personnel Psychology, 9, 138-144.

Gollwitzer, P. M., & Oettingen, G. (2011). Planning promotes goal striving (PDF). In K. D. Vohs & R. F. Baumeister (Eds.), Handbook of self-regulation: Research, theory, and applications (2nd ed., pp. 162-185). New York: Guilford.

Oettingen, G., & Gollwitzer, P. M. (2010). Strategies of setting and implementing goals: Mental contrasting and implementation intentions (PDF). In J. E. Maddux & J. P. Tangney (Eds.), Social psychological foundations of clinical psychology (pp. 114-135). New York: Guilford.

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