Paradoxe Intention senkt Erwartungsängste

Das Prinzip der paradoxen Intention

Manchmal ist es vertrackt. Man steckt sich ehrgeizige Ziele, erreicht dadurch aber anscheinend noch weniger. Es kommt etwas dazwischen, die Arbeit stockt, man sieht seine Vorsätze schwinden. Das schlechte Gewissen und die Angst zu versagen führen dann dazu, dass man seine Zielliste wieder und wieder verlängert – mit noch mehr Gewissensbissen. Ein Teufelskreis ist in Gang gesetzt.

Hier kann es hilfreich sein, mit paradoxer Intention zu arbeiten, also mit Vorsätzen, die das Gegenteil dessen beinhalten, man sich so sehnlich wünscht. Als erster arbeitete der Begründer der Logotherapie, Viktor Frankl, damit. Seinen Patienten, die über vegetative Symptomen wie übermäßiges Schwitzen oder Einschlafstörungen klagten, „verschrieb“ er diese. Mit dem Ergebnis, dass meistens schon innerhalb einer Woche die Symptome abnahmen.

Das dahinter stehende Wirkprinzip ist, dass mit paradoxen Intentionen die Erwartungsangst abnimmt. Damit klingt auch das unerwünschte Verhalten ab, das durch die Angst geschürt wird. Außerdem wird eine paradoxe Expertenempfehlung oft als Witz aufgefasst, und Humor kommt ins Spiel, wo bislang Besorgnis herrschte. Schließlich können entgegengesetzte Absichten – z.B. seine Wut zu spüren, anstatt sie zu unterdrücken – dazu führen, dass man sich authentischer verhält und damit leichter seine Ziele erreicht.

Dass diese Prinzipien auch für die Arbeitswelt hilfreich sind, zeigt Christian Ankowitsch in seinem neuen Buch „Mach’s falsch, und du machst es richtig“. Im Interview mit Focus-Online-Redakteurin Katrin Hoerner sagt er: „Manche Probleme können wir besser meistern, indem wir exakt das Gegenteil dessen tun, was wir für das Richtige halten.“ Und er nennt Situationen, in denen paradoxe Absichten helfen, etwa einem Widersacher zu kontern oder sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Doch wie genau funktionieren paradoxe Intentionen?

Drei Schritte zur paradoxen Intentionsbildung

1. Unerwünschtes Denken, Fühlen, Verhalten bestimmen. Das unerwünschte Denken, Fühlen oder Verhalten wird konkret bestimmt. Das können z.B. Misserfolgsgedanken („Das schaffe ich nicht“), Wut und Ärger dem Chef gegenüber oder Zuspätkommen sein.

2. Paradoxe Absicht formulieren. Die paradoxe Absicht wird so formuliert, dass sie genau auf das abzielt, was unerwünscht ist. Zudem wird das Unerwünschte deutlich übertrieben. Beispiele: „Bei schwierigen Aufgaben denke ich sofort und unablässig an mein Mantra: Das schaffe ich nicht.“ Oder: „Wenn mir mein Chef wieder zu viel Arbeit aufhalst, koche ich sofort innerlich vor Wut und versuche alles, damit meine Wut möglichst lange anhält.“ Man kann sich dieses Vorhaben gleich aufschreiben und vorsprechen, damit es einem noch klarer wird und man auch ausgiebig darüber schmunzeln kann.

3. Umsetzung festlegen. Schließlich sollte man sich noch die konkreten Situationen überlegen, in denen man die paradoxe Absicht anwenden will – z.B. am nächsten Tag nach der Projektübergabe oder bei der nächsten Teambesprechung.

Damit lassen sich die aufrechterhaltenden Bedingungen für unerwünschtes Denken oder Tun untergraben. Vielleicht klingen nicht sofort die „Symptome“ ab, aber man denkt mehr über seine Gewohnheiten nach. Und man kann sich und seine Situation entspannter betrachten und darüber lachen.

Literatur

Katrin Hoerner (2012). Interview mit Christian Ankowitsch: „Bedanken Sie sich bei Ihren Feinden“. Focus online.

Fanny Jiménez (2010). Wie man sich selbst überlisten kann. Welt online.

Werner Stangl (2002). Paradoxe Intention bei Angst.

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