Power-Posing bringt nichts
Bisher wurde angenommen, dass Menschen mit offener Körperhaltung risikobereiter wären und mehr Machtempfinden hätten. Durch entsprechendes Power-Posing könnte man so seine Gefühle beeinflussen. Eine aktuelle Meta-Analyse ergab nun, dass dem nicht so ist. Trotzdem hat die Körperhaltung Einfluss auf die Psyche.
Vielleicht kennen Sie diese Aufregung kurz vor einem wichtigen Meeting oder einem Vortrag: Sie sind nervös, die Hände sind schwitzig, das Herz rast. Selbstsicherheit? Fehlanzeige! Power-Posing verspricht hier Abhilfe: Durch weite, offene und raumeinnehmende Körperhaltungen solle der Testosteronspiegel erhöht, der Cortisolspiegel gesenkt und somit das Stressgefühl vermindert werden. Selbstsicher und gestärkt könne man so in das Meeting starten oder den Vortrag beginnen.
Im Jahr 2010 hatte eine Studie des Forscherteams um Dana Carney und Amy Cuddy von der Harvard Business School zum sogenannten Power-Posing ein großes öffentliches Interesse ausgelöst. Allerdings wurde diese Studie auch schnell kritisiert. Zweifel kamen vor allem an den verwendeten Methoden auf. Außerdem gelang es Forschenden nicht, die gleichen Ergebnisse in Wiederholungs-Studien zu erzielen.
Die Körperhaltung hat Einfluss auf die Psyche
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Aarhus in Dänemark, der Columbia University in New York und der Universität Witten/Herdecke haben nun in einer Meta-Analyse untersucht, inwiefern Körperhaltung und Bewegungsmuster Auswirkungen auf die Psyche haben. „Uns hat vor allem interessiert, ob der Effekt von Bewegungen und Körperhaltungen wirklich robust ist, sich also in unterschiedlichen Studien immer wieder findet, oder ob er eher darauf zurückzuführen ist, dass in wissenschaftlichen Zeitschriften vor allem positive Befunde veröffentlicht werden und keine Null-Befunde“, so Mitautor Professor Johannes Michalak von der Universität Witten/Herdecke. Mit speziellen Verfahren zur statistischen Kontrolle des sogenannten Publikationsbias wurden Ergebnisse von über 70 Studien analysiert.
Es zeigten sich robuste Effekte von Körperhaltung auf die Psyche. So werden beispielsweise Gefühle, das emotionale Gedächtnis oder Risikobereitschaft durch das motorische System beeinflusst. Außerdem hat die Studie gezeigt, dass sich eine zusammengesunkene Körperhaltung negativ auf den Zustand von Menschen auswirkt. Allerdings wurde kein positiver Effekt von offenen, weiten und betont expansiven Körperhaltungen gefunden.
Literatur:
Elkjær, E., Mikkelsen, M.B., Michalak, J., Mennin, D. S. & O’Toole, M.S. (2020). Expansive and contractive postures and movement: A systematic review and meta-analysis of the effect of motor displays on affective and behavioral responses. Perspectives on Psychological Science.