Wandel braucht Kreativität: Führen in Veränderungsprozessen

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Der Umgang mit Veränderungsprozessen ist zum festen Bestandteil des Arbeitsalltags geworden. Doch wie können Sie als Führungskraft diese Prozesse begleiten? Welche Rolle spielt Kreativität im Wandel? Und wie können Sie diese bei Ihren Mitarbeitenden fördern? Wir haben zentrale Punkte für Sie zusammengefasst.

„Wir leben in einer Zeit des Wandels“ – dieser Aussage würden Sie vermutlich zustimmen. Auch Unternehmen sind von Wandel betroffen, sei es von innen heraus (z. B. durch den Wechsel von Mitarbeitenden oder der Zusammenlegung von Abteilungen) oder bedingt durch äußere Umstände (z. B. Umsetzung neuer Gesetze, voranschreitende Digitalisierung oder gewandelte Werte in der Gesellschaft wie ein gestiegenes Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten).

Ob der Wandel gelingt, hängt unter anderem davon ab, wie Vorgesetzte in dieser Situation führen – doch auch die Kreativität von Mitarbeitenden und Führungskräften im Umgang mit Veränderungen spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle. Neue Situationen brauchen kreative Lösungsansätze; gleichermaßen werden im anschließenden „Normalbetrieb“ immer wieder Situationen auftauchen, die kreativ gelöst werden müssen.

Konkrete und praxisnahe Handlungsempfehlungen auf der Grundlage des aktuellen Forschungsstands finden Sie im aktuell erschienenen Buch „Führen in Veränderungsprozessen: Psychologisches Wissen für Change Leader“ von Ralf Stegmaier (Hogrefe Verlag). Die zentralen Punkte in Bezug auf Kreativität haben wir im Folgenden für Sie zusammengefasst.

Kreative Leistung verstehen

Denken Sie bei kreativen Leistungen sofort an Kreativschaffende und Künstler:innen? Dann liegen Sie zwar nicht falsch. Kreative Leistungen zeigen sich allerdings auch in kleineren alltäglichen Verbesserungen am Arbeitsplatz. Schuler und Görlich (2007) sprechen von einer kreativen Leistung, wenn jemand eine neue und nützliche Idee entwickelt und umsetzt. So gesehen können Menschen in jedem Job kreativ sein – und ihre Kreativität sollte nicht erst dann gefördert werden, wenn Wandel und Veränderung bereits eingetreten sind.

Kreativität und transformationale Führung

Einen Weg, um Kreativität in Unternehmen zu fördern, stellt die transformationale Führung dar. Nach Felfe (2006) zeichnet sich dieser Führungsstil dadurch aus, dass Mitarbeitende darin unterstützt werden, Kompetenzen zu entwickeln, neues Verhalten zu erproben, Arbeitsbedingungen zu verbessern und arbeitsrelevante Werte zu formulieren. Zusätzlich beinhaltet die transformationale Führung folgende 4 Dimensionen (vgl. Avolio et al., 2014; Felfe & Franke, 2014):

  1. Einfluss durch Vorbildlichkeit und Glaubwürdigkeit der Führungskraft
  2. Motivation durch begeisternde Vision
  3. Anregung und Förderung von kreativem und unabhängigem Denken
  4. Individuelle Unterstützung und Förderung der Mitarbeitenden

Zahlreiche Studien haben inzwischen belegt, wie wirksam transformationale Führung im Wandel und bei der Förderung von Kreativität ist (vgl. Stegmaier et al., 2016). Im Folgenden werden einige der gefundenen Effekte erläutert:

  • Mitarbeitende erleben in Veränderungsprozessen häufiger positive Emotionen wie Stolz oder Begeisterung und weniger negative Emotionen wie Angst (Seo et al., 2012). Zudem begegnen sie dem Wandel mit weniger Zynismus (Wu et al., 2007).
  • Ihr Commitment gegenüber dem Wandel ist größer und sie nutzen in der Folge häufiger neue Technologien (Michaelis et al., 2010).
  • Sie zeigen eine größere Veränderungsbereitschaft (Herrmann et al., 2012) und entwickeln engagierter Vorschläge, wie sich Arbeitsprozesse oder Produkte der Organisation verbessern lassen (Detert & Burris, 2007).

Neben der transformationalen Führung gibt es jedoch noch weitere Wege, um in Unternehmen ein Klima für Kreativität zu schaffen und zu pflegen.

Ein Klima für Kreativität schaffen und pflegen

Unternehmen können die Kreativität ihrer Beschäftigten fördern, indem in der Organisation eine fehlerfreundliche und wertschätzende Kultur herrscht, in der Ideen fair bewertet, Schwächen konstruktiv kritisiert, kreative Leistungen belohnt, entsprechende Anstrengungen gewürdigt und der Austausch von Informationen unterstützt wird. Auch müssen den Beschäftigten ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen (wie finanzielle Mittel, Infrastruktur, Arbeitsmaterialien sowie für die Arbeit benötigte Informationen).

Autonomie bei der Arbeit, die Möglichkeit mitzuentscheiden sowie heraus- aber nicht überfordernde Aufgaben und Projekte fördern ein Klima für Kreativität. Nicht zuletzt spielt auch die Zusammenarbeit innerhalb der Teams eine Rolle. Günstig ist es, wenn die Teammitglieder sich regelmäßig austauschen, für neue Ideen offen und in der Lage sind, die Arbeit anderer konstruktiv zu kritisieren und sich wechselseitig zu unterstützen.

Um Ideen zu entwickeln, Neues zu probieren, das potenziell auch scheitern kann, oder schlicht einmal zuzugeben, dass man etwas nicht versteht, braucht es zudem ein Klima psychologischer Sicherheit. Neben der Förderung kreativer Leistung zeigen Studien, dass Teams, in denen ein solches Klima herrscht, mehr Informationen teilen, gemeinsam lernen und die Qualität ihrer Entscheidungen steigern (Edmondson & Lei, 2014). Bringt ein Veränderungsprozess z. B. die Einführung neuer Technologien mit sich, so können solche Teams leichter Aufgaben anders verteilen, Abläufe anpassen und Schnittstellen neu organisieren (Edmondson et al., 2001).

Demgegenüber sollten Unternehmen folgende Dimensionen abschwächen (Amabile et al., 1996):

  • Organisationale Einschränkungen und Hindernisse wie mikropolitische Streitigkeiten, internes Konkurrenzdenken, respektlose Kritik, Tendenz zur Risikovermeidung sowie das Festhalten an Bewährtem.
  • Druck durch hohe Arbeitsbelastung, denn knappe Zeitvorgaben und ständige Ablenkungen verhindern, dass man sich kreativer Arbeit widmen kann.

Nun sind Sie am Zug: Als Führungskraft können Sie sich den „Reflexionsbogen zur transformationalen Führung“ aus dem Buch „Führen in Veränderungsprozessen: Psychologisches Wissen für Change Leader“ herunterladen, den der Hogrefe-Verlag kostenfrei zur Verfügung stellt. Anhand der ebenfalls kostenfreien „Checkliste Kreativitätsförderliche Arbeitsumgebung“ können Sie zudem Ihren Arbeitsbereich überprüfen und feststellen, wo sich kreativitätsförderliche Bedingungen weiter verbessern lassen. Weitere Informationen zum Buch finden Sie hier.

Literaturliste zum Download

Zum Weiterlesen:

Stegmaier, R. (2023). Führen in Veränderungsprozessen: Psychologisches Wissen für Change Leader. Göttingen: Hogrefe Verlag. Weitere Informationen finden Sie hier.