Facebook kennt dich besser als deine Freunde
Computer schlägt Freund
In der Studie konnte der Computer die Persönlichkeit einer Person besser einschätzen als deren Freude oder Bekannte:
- nach 10 ausgewerteten Facebook-Likes war die Maschine besser als ein Arbeitskollege
- nach 70 analysierten Likes sagte der Computer die Persönlichkeit eines Facebook-Nutzers besser voraus als dessen Freund
- nach 150 durchforsteten Likes war der Computer besser als Eltern oder Geschwister in der Persönlichkeitsprognose
- nach 300 analysierten Likes lieferte der Computer eine treffsichere Persönlichkeitsanalyse als der Partner
Gemessen daran, dass der durchschnittliche Facebook-Nutzer 227 Likes hat und diese Zahl ständig steigt, glauben die Forscher, dass uns Rechner demnächst besser kennen werden als unsere engsten Freunde. „In Zukunft könnten Computer unsere Persönlichkeitsmerkmale herausfinden und entsprechend reagieren, was sie zu Maschinen mit sozialen Kompetenzen machen würde“, sagt die Psychologin Wu Youyou.
Daten von 86.000 Facebook-Nutzern ausgewertet
Für ihre Studie werteten die Forscher die Daten von 86.220 Facebook-Nutzern aus, die freiwillig an der Studie teilnahmen. Sie füllten einen Persönlichkeitsfragebogen mit der App myPersonality aus, der auf den Big Five basierte – also auf den fünf Persönlichkeitsmerkmalen Neurotizismus, Extraversion, Offenheit für Erfahrungen, Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit. Außerdem gaben sie ihre Likes zur Analyse frei.
So konnten die Forscher herausfinden, welche Likes mit welchen Persönlichkeitsmerkmalen übereinstimmen. Likes für Salvador Dali oder Meditation standen zum Beispiel für einen höheren Grad von Offenheit. Die Teilnehmer luden dann ihre Freunde und Familien ein, die eigene Persönlichkeit ebenfalls einzuschätzen. Schließlich verglichen die Forscher die Persönlichkeitsbeurteilung durch einen Computeralgorithmus mit den Beurteilungen durch Freunde, Familienmitglieder und Partner.
Computer meistert Informationssammlung
Computer hätten bei der Persönlichkeitsanalyse einige Vorteile gegenüber dem Menschen, erklärt Michal Kosinski. Sie könnten viele Informationen verarbeiten und sie mit Algorithmen analysieren. Menschen achteten dagegen oft zu sehr auf Einzelheiten oder tendierten zum irrationalen Denken.
Dass Computer die eigene Persönlichkeit treffgenau bestimmen können, ist für viele eine Horrorvision, bei der die Privatsphäre auf der Strecke bleibt. Das sehen die Forscher auch so. „Wir hoffen, dass Verbraucher, Technologie-Entwickler und Politiker diese Herausforderung angehen und entsprechende Gesetze und Technologien schaffen, die dem Nutzer die volle Kontrolle über ihren digitalen Fußabdruck geben”, erklärt Michal Kosinski.
Literatur
Wu Youyou (University of Cambridge), Michal Kosinski (Stanford University) & David Stillwell (University of Cambridge). (2015). Computer-based personality judgments are more accurate than those made by humans. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America (PNAS), 112 (4), January 27, 1036-1040.