Erfolgsfaktor Raum: Wie die Umgebung unser Arbeiten beeinflusst
Wie muss ein Raum gestaltet sein, um darin so kreativ, konzentriert oder stressfrei wie möglich arbeiten zu können? In der neuen Metastudie »Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt« stellt das Fraunhofer IAO systematisch die Ergebnisse verschiedener empirischer Untersuchungen vor, die sich mit der Wirkung und Gestaltung des Raumes in der Arbeitswelt befassen.
Bedeutung von Räumlichkeiten wird oft vernachlässigt
Unsere heutige Arbeitswelt wird immer flexibler. Für viele Unternehmen ist das mobile Arbeiten von unterwegs oder auch von zu Hause aus mittlerweile Standard und kaum wegzudenken. In Zukunft werden immer mehr Menschen in flexiblen Arbeitsformen arbeiten, da sich diese nicht nur auf die Motivation, sondern auch auf die Leistung positiv auswirken und damit sowohl für die Organisation als auch für die Mitarbeitenden gleichermaßen attraktiv sind. Wird das physische Büro in Hinblick auf diese Entwicklungen in Zukunft überhaupt noch eine Rolle spielen und über welche Qualitäten muss es verfügen, um einen positiven Beitrag zu einer erfolgreichen Büro- und Wissensarbeit leisten zu können?
Mit diesen Fragen befasst sich das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO in der neuen Metastudie »Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt« und macht überraschende Aspekte sichtbar, die verdeutlichen, dass die Bedeutung von Räumlichkeiten oft ins Hintertreffen gerät. Die Studie zeigt, dass sich die erforderliche Unterstützung durch die physische Umgebung auf drei wesentliche Faktoren eingrenzen lässt:
- Förderung von Kommunikation
- Unterstützung der individuellen Konzentrationsfähigkeit und kreativen Prozessen
- Erholung als eine Voraussetzung, um sich nach herausfordernden Belastungen wieder schnell regenerieren zu können.
Raumsettings für mehr Konzentration und Kreativität
Laut der Studie spielen die Beleuchtung, der Geräuschpegel und die Höhe des Raums eine wesentliche Rolle für kreative Prozesse. Die meisten Menschen bevorzugen bei kreativen Tätigkeiten eine eher geringe Beleuchtungsstärke. Der Grund hierfür könnte in der Tatsache liegen, dass zu helles Licht auf das für Kreativität förderliche Gefühl der Freiheit eher hemmend wirkt. Bei einem mittleren Geräuschpegel wird beim Menschen eine Prozessunstetigkeit erzeugt, die zu einer Erhöhung des abstrakten Denkens und damit wiederum der Kreativität führt. Zudem erzeugen hohe Räume kreativere Denkprozesse. Nicht nur die Höhe des Raums, sondern auch die Temperatur hat Auswirkungen auf die Kreativität im Arbeitskontext. So konnte in der Studie hervorgebracht werden, dass es sich bei einer Temperatur zwischen 26° C und 27° C am kreativsten arbeiten lässt.
Auch die Konzentrationsfähigkeit lässt sich durch raumpsychologische Aspekte unterstützen. Anders als bei den kreativen Denkprozessen kurbeln normalhohe und niedrige Decken die Konzentrationsfähigkeit an. In diesen Umgebungen können Mitarbeitende besser konkreten und detailreichen Aufgabenstellungen nachgehen, die ein hohes Maß an Konzentration erfordern.
Die richtige Duftnote beeinflusst unser Arbeiten
Düfte sind wichtige Raumelemente, die das Wohlbefinden, die Arbeitsleistung und das Stresslevel stark beeinflussen. Bei kreativen Tätigkeiten hilft laut der Studie insbesondere Zimt-Vanilleduft. Um die Konzentrationsfähigkeit zu fördern, können zitronenhaltige Duftstoffe eingesetzt werden. Gegen Ermüdung kann beispielsweise Pfefferminzduft helfen.
Wie der Einsatz von Düften in der Arbeitsumgebung konkret funktionieren kann, erklärt Yue Pan vom Fraunhofer IAO und Autorin der Studie: „In einer Büroumgebung kann man Düfte punktuell nutzen, zum Beispiel in Einzelräumen, Eingangsbereichen oder in einer Lounge, um Räume zu charakterisieren und bestimmte Leistungen zu fördern. Bereiche, in denen sich Mitarbeitende länger aufhalten, sollten aber grundsätzlich geruchsneutral bleiben.“
Im Gegensatz zur Bedeutung von Licht und Beleuchtung ist der Zusammenhang zwischen Duft und Leistungsfähigkeit bisher so gut wie unerforscht.
Arbeitsumgebung der Zukunft: Wohin geht die Reise?
Wie wird das Büro der Zukunft aussehen? In der Studie wird deutlich, dass Büroplaner die Räume auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Mitarbeitenden anpassen müssen. Digitale Technologien können dabei assistieren. Ein mögliches Zukunftsszenario, wie das konkret aussehen könnte, wird in der Studie skizziert. Über eine Verknüpfung von Arbeitsplatz-IT mit arbeitsplatz- und personennahen Sensoren können Daten zur Leistung, zum Wohlbefinden, Stress und den Aufgaben sowie vorherrschenden Umgebungsbedingungen erfasst, anonym analysiert und an die Mitarbeitenden zurückgespiegelt werden. Im Laufe der Zeit lernt das System seinen Nutzer und dessen individuelle Parameter immer besser kennen und kann ihm über die Raumsteuerung die jeweils optimale Umgebungssituation im Hinblick auf seine aktuellen Aufgaben und Situation vorschlagen und bereitstellen.
Literatur
Bauer, W. (Hrsg.), Pan, Y. & Rief, S. (2019). Raumpsychologie für eine neue Arbeitswelt. Stuttgart: Frauenhofer Verlag.