New Pay: Gehalt neu definieren
Nach „New Work“ etabliert sich in der modernen Arbeitswelt auch „New Pay“ zunehmend: Arbeit soll heute durch Fairness, Mitbestimmung und Teilhabe geprägt sein – und das soll sich immer mehr auch in der Vergütung widerspiegeln. Alternative New-Pay-Entlohnungsmodelle können darum heute ein entscheidender Faktor für erfolgreiches Recruiting und nachhaltige Bindung von Mitarbeiter:innen sein.
Was bedeutet New Pay – und woher kommt der Begriff
New Pay steht als Oberbegriff für verschiedene Ansätze, Arbeit neuartig zu vergüten. Neuartig muss hier gar nicht bedeuten, nie zuvor dagewesene Entlohnungsmöglichkeiten zu schaffen. Vielmehr ist das Neue daran, Fairness, Mitbestimmung und Teilhabe auf eine neue, nämlich die finanzielle Ebene zu überführen. Business 4.0 und modernes Leadership, kurz: “New Work”, lebt diese Werte bereits in Führung und Arbeitsorganisation. Durch New-Pay-Modelle können und sollen sie nun auch auf die Art und Weise der Vergütung erweitert werden.
New Pay folgt keinen Regeln – aber fußt auf Prinzipien
Es gibt keine feststehenden Regeln, wie eine New-Pay-Lösung aussehen oder umgesetzt werden müsste, also auch keinen allgemein gültigen Leitfaden. Und das ist auch gut so! Denn mit New Pay sollen ja gerade starre Regeln und feste Prozesse hinterfragt und eben neu gedacht werden: Von allen für alle (alle sollen in den Findungsprozess einbezogen sein) und individuell auf die jeweiligen Gruppenbedürfnisse zugeschnitten (was ist im Alltag der jeweiligen Arbeitsgruppe möglich, was dient ihr?).
Die sieben Prinzipien für die Findung von New-Pay-Konzepten
- Fairness: Mehr gefühlte Gerechtigkeit durch nachvollziehbare, angemessene und verlässliche Prozesse
- Wir-Denken: Alternative Anreize, die auf Unternehmenszweck einzahlen, ersetzen starre Auszahlungsmodelle (Boni o. ä.)
- Transparenz: Prozesse sind offen und/oder Gehaltssummen werden offengelegt
- Partizipation: Mitarbeiter:innen gestalten das New-Pay-Modell der Gehaltsfindung mit
- Selbstverantwortung: Das eigene Gehalt lässt sich selbst mitbestimmen, Gehalt berücksichtigt neue Verteilung von Führung
- Flexibilität: Freizeit, Flexibilität und Wahlfreiheit gehören zum Entgelt, Zeit oder Sachwerte können Entlohnung sein
- Veränderung: Das Gehaltsmodell ist immer im Übergang und offen für Veränderung
Stichwort Fairness: New Pay meint nicht für alle das Gleiche – sondern für alle gleich gut
Bei New Pay geht es prinzipiell darum, Arbeit fairer für alle zu vergüten. Doch: Was sich für die einen fair anfühlt, kann für die anderen einen Nachteil oder gar Diskriminierung bedeuten. Zum Beispiel: Ein automatisch höheres Gehalt für längere Betriebszugehörigkeit finden neuere Fachkräfte wohl eher nicht fair – erst recht nicht, wenn sie von Beginn an einen größeren Verantwortungs- oder Aufgabenbereich haben als dienstältere Kolleg:innen. Weiteres Beispiel für ein unfaires Vergütungsmodell: Alle bekommen genau das gleiche Gehalt. Dann würden schon Auszubildende genauso vergütet werden wie Expert:innen und Verantwortungstragende.
Mögliche Lösungen für Entlohnungsmodelle, die für alle fair sind:
- Gleiches Grundgehalt: nach verschiedenen Kriterien aufgestockt – zum Beispiel Größe des Aufgabenbereiches, Höhe des Verantwortungsgrades oder die eingebrachte Qualifikation.
- Gleicher Freizeitausgleich: Arbeit wird mit einem für alle gleichen Zeitausgleich entlohnt und belohnt – zum Beispiel: Überstunden können von allen nach der gleichen Regel “abgebummelt” werden, bei Erreichung eines gewissen Zieles oder Gewinnes bekommen alle X freie Tage extra oder alle können den gleichen Prozentsatz ihres jeweiligen Gehalts in Extra-Urlaubstage eintauschen.
- Gleiche Boni: Gewinnbezogene Boni werden an das ganze Team ausgeschüttet – zum Beispiel: Nicht nur Führungskräfte, sondern alle bis hin zu Praktikant:innen bekommen einen Anteil.
- Gleiche Incentives: Statt in Geldsummen werden Boni oder Belohnungen als erlebbare Werte ausgeschüttet – zum Beispiel: ein gemeinsames Fest, eine für alle gleich wertvolle Weiterbildung, eine allen dienende oder erfreuende Anschaffung.
New Pay braucht Teilhabe von allen und Mitbestimmung aller
Die wichtigste Voraussetzung für eine faire Arbeitsvergütung, die tatsächlich von allen als gerecht bewertet wird: Herausfinden, was die ganze Gruppe als gerecht empfindet. Hier gilt es, einen Mitbestimmungsprozess zu gestalten, in dem sich alle gerecht und gleichwertig mit ihrer Perspektive einbringen können.
Das bedeutet: New-Pay-Konzepte dürfen nicht nur von Führenden, Personalverantwortlichen oder HR-Profis entwickelt werden. Vielmehr müssen sich alle Mitarbeitenden einbringen können. Und zwar nach dem Prinzip gleiches Recht für alle – und zwar Recht auf:
- Mitbestimmung an Vergütungsänderungen
- Teilhabe am gemeinsamen (wirtschaftlichen) Erfolg
- transparente Information zu Gehaltsstrukturen
- individuelle, also flexible Gestaltung der New-Pay-Lösung
New Pay kann heute ein entscheidendes Arbeitgeber-Plus sein, denn flache Hierarchien, Gleichberechtigung, wertschätzendes Diversity-Management: Diese Verheißungen einer fairen, modernen und empowernden Arbeitswelt werden durch individuelle New-Pay-Modelle greifbar, nachvollziehbar und erlebbar.
New-Pay-Gehaltsmodelle beweisen Werte, statt sie nur zu versprechen
Ob Hierarchien tatsächlich flach sind, zeigt sich nämlich sehr schnell am Grad des Gehaltsgefälles. Wird Gleichberechtigung wirklich authentisch umgesetzt, gibt es keinen Pay Gap, also keine Gehaltsdifferenz bei gleicher Leistung – sei es als Gender Pay Gap zwischen den Geschlechtern oder als Diversity Pay Gap zwischen anderen diversen Gruppen. New Pay kann und soll solche Grenzen und Ungerechtigkeiten transparent überwinden.
Vorteile für Arbeitgeber:innen auf einen Blick: New Pay…
- … hilft, sich als Wunscharbeitgeber:in zu positionieren
- … zeigt Innovationsfähigkeit und Bereitschaft zum Wandel
- … steigert Motivation und Leistung
- … erhöht die Bindung an das Unternehmen
- … ist dank flexibler Freizeit und Freizeitausgleich besonders attraktiv für die begehrte Generation Z
Zum Weiterlesen:
[Werbung] Franke, Sven; Hornung, Stefanie; Nobile, Nadine (2019). New Pay. Alternative Arbeits- und Entlohnungsmodelle. Freiburg: Haufe.
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