Ressourcen und Anforderungen im Job erfassen mit dem ReDema

Mit der dynamischen Arbeitswelt und „New Work“ gehen sowohl Chancen als auch neue Belastungen einher. Der ReDema-Fragebogen (Resources and Demands at Work) stellt ein wissenschaftlich fundiertes und zugleich praxisnahes Instrument dar, das Beschäftigten und Unternehmen zeigt, wo Belastungen liegen und wo wertvolle Ressourcen vorhanden sind.

Arbeitswelt im Wandel

Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Gerade die Digitalisierung und die damit verbundenen neuen Kommunikationsformen ermöglichen heute Arbeitsweisen, die vor wenigen Jahren noch undenkbar waren, etwa das ortsunabhängige Arbeiten von zu Hause oder auch allen anderen Orten der Welt. Diese neuen Freiheiten bringen jedoch nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich, die sich auf das Wohlbefinden auswirken: Virtuelle Zusammenarbeit verändert den sozialen Austausch, technische Probleme erzeugen Stress und die Grenzen zwischen Beruf und Privatleben verschwimmen zunehmend (Brogle et al., 2024; Rau & Hoppe, 2020).  

Entsprechend rückt die psychische Gesundheit der Beschäftigten immer stärker in den Fokus und Unternehmen investieren in Prävention und betriebliches Gesundheitsmanagement, um Motivation und Leistungsfähigkeit zu erhalten und zu fördern. Doch für gezieltes Handeln braucht es eine Antwort auf die zentrale Frage: Wie erfasst man zuverlässig, was Menschen im Job belastet und was sie stärkt? Denn statt wahllos Geld in beliebige Trainings zu stecken, sollten Maßnahmen so ausgerichtet sein, dass sie die Mitarbeitenden in ihren Bedarfen unterstützen und auf diese Weise nachhaltig zu deren Wohlbefinden beitragen.

Der ReDema-Fragebogen

Viele bestehende Fragebögen sind entweder zu umfangreich für den Unternehmensalltag oder bilden aktuelle Arbeitsrealitäten nur teilweise ab. Es war daher das Ziel, ein Instrument zu entwickeln, das sich auf wissenschaftliche Grundlagen stützt, sorgfältig validiert ist und in kurzer Zeit ein umfassendes Bild der (veränderten) Arbeitsbedingungen ermöglicht. Entstanden ist dabei der Fragebogen „Resources and Demands at Work“ (ReDema; Hebel et al., 2025). Die Konzeption und wissenschaftliche Leitung des Projekts lag bei Prof. Dr. Judith Volmer, Direktorin des Instituts für Psychologie und Inhaberin der Professur für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Otto-Friedrich-Universität Bamberg, die das Projekt initiiert und maßgeblich geprägt hat.

Der ReDema basiert auf dem Job-Demands-Resources Modell von Demerouti et al. (2001), das Arbeitsaspekte wie folgt unterscheidet:

  • Ressourcen (Resources): Merkmale, die Motivation, Engagement und Wohlbefinden fördern, zum Beispiel Unterstützung seitens der oder des Vorgesetzten und Kolleg*innen sowie das Gefühl, eine sinnhafte Tätigkeit auszuführen.
  • Anforderungen (Demands): Aspekte der Arbeit, die Energie kosten und langfristig das Wohlbefinden gefährden, zum Beispiel emotional belastende Arbeitssituationen oder ständige Unterbrechungen der Tätigkeit.

Insgesamt deckt der ReDema 28 Dimensionen ab, davon 19 Anforderungen und 9 Ressourcen  (s. Tabelle 1), und liefert somit ein umfassendes Bild der Arbeitsbedingungen. Neben klassischen Faktoren wie Arbeitsintensität oder sozialer Unterstützung integriert der Fragebogen auch drei Dimensionen zur Digitalisierung und deren Auswirkung auf Arbeitskontext, -inhalt und -organisation. Die Zusammenstellung der ReDema-Ressourcen und -Anforderungen erfolgte anhand einer umfassenden Literaturanalyse und Untersuchung der Instrumente der vergangenen 20 Jahre zur Erfassung psychischer Gesundheit. Diese Erkenntnisse wurden durch 46  Interviews mit Führungskräften und Mitarbeitenden aus verschiedenen Branchen ergänzt. Für jede der Dimensionen, die mittels Literatur und Interviews identifiziert wurden, wurden anschließend Items generiert, welche auf einer fünfstufigen Likert Skala zu beantworten waren. 

Tabelle 1: Anforderungen und Ressourcen des ReDemas

Fragebogenvalidierung

Insgesamt wurde der Fragebogen in drei unabhängigen Studien mit insgesamt 3985 Personen validiert: 

  • Studie 1: Überprüfung der Faktorstruktur und Reduktion der Itemanzahl
    • Vorgehen : Durchführung einer exploratorischen Faktorenanalyse (EFA) mit Hauptkomponentenanalyse sowie einer konfirmatorischen Faktorenanalyse
    • Ergebnis: Bestätigung der 28 Dimensionen (19 Anforderungen, 9 Ressourcen), welche jeweils mit 3 Items erfasst werden können
  • Studie 2: Überprüfung der Konstrukt- und Kriteriumsvalidität
    • Vorgehen: Vergleich mit etablierten Fragebögen, Messung des Zusammenhangs des ReDemas mit Wohlbefindens-Indikatoren 
    • Ergebnis: Die Ressourcendimensionen des ReDemas korrelieren erwartungsgemäß positiv mit den Ressourcendimensionen der Vergleichsinstrumente (gilt analog für die Anforderungsdimensionen).
    • Zugleich kann der ReDema aber von gesundheits- und arbeitsbezogenen Outcomes wie Depression, Angst im Job, Arbeitszufriedenheit und Resilienz abgegrenzt werden.
  • Studie 3: Testung der inkrementellen Validität und prädiktiven Validität
    • Ergebnis: Der ReDema erklärt bei vielen arbeitsbezogenen Outcomes mehr Varianz als Vergleichsinstrumente. Darüber hinaus ist der ReDema in der Lage, arbeits- und wohlbefindensbezogene Indikatoren wie kontraproduktives Verhalten am Arbeitsplatz, Arbeitsengagement, Rumination oder Schlafqualität drei Monate später vorherzusagen.

Somit liegt mit dem ReDema ein auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhendes und sorgfältig validiertes Instrument vor, das ein umfassendes Bild dessen liefert, welche Aspekte die Beschäftigten im Job belasten und was sie hingegen stärkt. Die insgesamt 84 Items können in 15 bis 20 Minuten beantwortet werden.

Einsatz des ReDemas

Der ReDema liefert differenzierte Auswertungen: Wo liegen die größten Belastungen? Welche Ressourcen sind dafür besonders stark oder können vielleicht sogar noch ausgebaut werden? Damit lässt sich der Fragebogen, der aufgrund seiner Kürze gut in den betrieblichen Alltag eingebettet werden kann, für vielfältige Zwecke nutzen. 

  • Risiken erfassen: Mit dem ReDema lässt sich auf einen Blick erkennen, welche Arbeitsaspekte besonders kritisch sind und wo Handlungsbedarf besteht.
  • Interventionen ableiten: Auf Basis der Ergebnisse lassen sich passgenaue Maßnahmen entwickeln, sei es zur Reduktion der Anforderungen oder auch zum Ausbau von Ressourcen.
  • Integration in (digitale) Trainings: Die Ergebnisse können unmittelbar mit E-Mental-Health-Angeboten verknüpft werden. Dies wurde bereits im Rahmen des PsyGesA-Projekts (Volmer & Hebel, 2022) erfolgreich umgesetzt.
  • Wirksamkeit von Maßnahmen evaluieren: Der Fragebogen eignet sich, um Veränderung nach Interventionsprogrammen zu erfassen.

Forschung: Aufgrund seiner Robustheit und Validität eignet sich der ReDema nicht nur für die Praxis, sondern ist auch ein geeignetes Tool für die Forschung zu psychischer Gesundheit am Arbeitsplatz. Bisher wurde der ReDema ausschließlich in deutschsprachigen Kontexten eingesetzt. Eine englische Übersetzung liegt bereits vor. Darüber hinaus soll der ReDema auch in weitere Sprachen übersetzt und validiert werden, um seinen Einsatz auch in internationalen Kontexten zu ermöglichen. 

Insgesamt ist der ReDema sowohl für die Forschung als auch für die Praxis ein hilfreiches Instrument: Er liefert wissenschaftlich fundierte Daten, anhand derer Unternehmen konkrete Handlungsimplikationen ableiten können. Denn in einer Arbeitswelt, die sich stetig wandelt, ist es zunehmend wichtig zu wissen, was Menschen belastet bzw. stärkt. Der ReDema macht beides sichtbar.

Bei Interesse oder Fragen kontaktieren Sie bitte die Projektleiterin: Prof. Dr. Judith Volmer, Email: judith.volmer@uni-bamberg.de

Literatur
Brogle, S. E., Kerksieck, P., Bauer, G. F., & Morstatt, A. I. (2024). Managing boundaries for well-being: A study of work-nonwork balance crafting during the COVID-19 pandemic. Current Psychology, 43, 33626–33639. https://doi.org/10.1007/s12144-024-06118-x.

Demerouti, E., Bakker, A. B., Nachreiner, F., & Schaufeli, W. B. (2001). The job demands-resources model of burnout. Journal of Applied Psychology, 86(3), 499–512. https://doi.org/10.1037/0021-9010.86.3.499.

Hebel, V., Röder, E. S., & Volmer, J. (2025). Development and Validation of a Questionnaire for Measuring Resources and Demands at Work (ReDema). Zeitschrift Für Arbeits- Und Organisationspsychologie A&O. https://doi.org/10.1026/0932-4089/a000452.

Rau, R., & Hoppe, J. (2020). Neue Technologien und Digitalisierung in der Arbeitswelt: Erkenntnisse für die Prävention und Betriebliche Gesundheitsförderung [New Technologies and Digitalization in the Workplace] (No. 41; iga.Report). Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (IAG).

Volmer, J., & Hebel, V. (2022). PsyGesA (Psychische Gesundheit im Arbeitskontext). https://psygesa.uni-bamberg.de/.