Green HRM: Nachhaltiges Verhalten von Beschäftigten fördern
Angesichts der kontinuierlichen gesellschaftlichen Debatte über den Klimawandel ist die Nachhaltigkeit mittlerweile ein wichtiges Kriterium für Unternehmen und Jobsuchende. Grünes Personalmanagement (Green Human Resource Management) bietet wirksame Strategien an, mit denen Sie Ihre Beschäftigten aktiv in Ihre Maßnahmen zum Umweltschutz einbinden und umweltfreundliches Verhalten fördern und festigen können.
Nachhaltigkeit hat längst auch in der Arbeitswelt einen gewissen Stellenwert. Insbesondere junge Arbeitsuchende achten auf die Positionierung von Unternehmen hinsichtlich „grüner“ und anderer ethischer Kriterien (Presley, Presley & Blum, 2018). Das Personalmanagement von Unternehmen befasst sich deswegen auch mit der Pflege der eigenen grünen Bilanz.
Was ist Green Human Resource Management (Green HRM)?
Unter dem Stichwort „Green Human Resource Management“ (Green HRM) widmen sich Personalmanager:innen der Nachhaltigkeit von Unternehmen und entwickeln Strategien, um „grüne“ Fähigkeiten von Mitarbeitenden zu fördern, ihre Motivation zu umweltfreundlichem Verhalten zu stärken und sie aktiv an einer nachhaltigen Unternehmensstrategie zu beteiligen (Ansari, Farrukh & Raza, 2021).
Wie funktioniert Green HRM?
Auf die Frage, welche Wirkfaktoren durch Green HRM angesprochen werden, nennen die Forscher Saeed, Afsar, Hafeez, Khan, Tahir und Afridi (2019) zwei zentrale psychologische Parameter:
- Umweltbezogenes Wissen: Dadurch werden sich Mitarbeitende der Notwendigkeit des Umweltschutzes bewusst und die Wahrscheinlichkeit für umweltschonendes Verhalten steigt (Afsar, Badir & Kiani, 2016).
- Ein auf Umweltschutz ausgerichtetes psychologisches Klima: Ein solches Klima signalisiert, dass das Unternehmen umweltfreundliche Verhaltensweisen und Einstellungen befürwortet. Dies begünstigt umweltfreundliches Verhalten, denn Angestellte passen ihr Verhalten am Arbeitsplatz laut Burke, Borucki und Kaufman (2002) an die wahrgenommene Unternehmenskultur an.
Um die Effektivität verschiedener Green-HRM-Maßnahmen im Zusammenspiel mit diesen beiden Faktoren zu untersuchen, haben Saeed et al. (2019) Mitarbeitende aus verschiedenen Industriezweigen (Kohle, Energie, Lebensmittel, Chemie, Pharmazie) zweimal befragt: Zum ersten Zeitpunkt beantworteten insgesamt 456 Arbeitnehmende Fragen zu ihrem umweltbezogenen Wissen sowie zum psychologischen Klima und zu fünf Green-HRM-Strategien ihres Unternehmens. Drei Monate später wurden ihre Vorgesetzten befragt und sollten das umweltfreundliche Verhalten von insgesamt 347 dieser Angestellten (77,2 % Männer, 22,8% Frauen) bewerten. Das Durchschnittsalter der beurteilten Angestellten betrug rund 32 Jahre. Die anschließende statistische Analyse überprüfte Zusammenhänge zwischen den fünf Green-HRM-Strategien, dem psychologischen Klima, dem umweltbezogenen Wissen und dem Verhalten des Personals.
Fünf wirksame Green-HRM-Maßnahmen
Die untersuchten Green-HRM-Maßnahmen gingen einher mit einem umweltbewussten psychologischen Klima im Unternehmen, welches wiederum mit umweltfreundlichem Verhalten der Beschäftigten zusammenhing. Außerdem verhielten sich Arbeitnehmende umso umweltschonender, je mehr sie über Umweltschutz wussten. Folgende Strategien können Ihrem Unternehmen daher als Orientierung dienen bei der Entwicklung eines eigenen Green-HRM-Konzepts:
1. Grünes Training
Grünes Training soll Mitarbeitende motivieren, umweltschonendes Verhalten zu erlernen und umzusetzen. In Kursen können Sie Beschäftigte für den Stellenwert von Umweltschutz sensibilisieren und zu nachhaltigem Verhalten anleiten, wobei eine Kopplung an ein Belohnungssystem sinnvoll ist (Saeed et al., 2019).
2. Grünes Belohnungssystem
Durch ein System aus Prämien für geleistete Beiträge zum Umweltschutz lässt sich erwünschtes Verhalten fördern und festigen (Jabbour, de Sousa Jabbour, Govindan, Teixeira & de Souza Freitas, 2013). Trotz der Kritik an finanziellen Anreizen wird meist eine Kombination aus monetären (z. B. Zuzahlung zum ÖPNV-Ticket) und nicht-monetären Prämien empfohlen (Renwick, Redman & Maguire, 2013). Dabei können Sie als nicht-monetäre Belohnungen bezahlten Urlaub, Urkunden oder Lob vor der ganzen Organisation anbringen, was bei den Geehrten Stolz auslöst und ihr umweltschonendes Verhalten positiv verstärkt (Veleva & Ellenbecker, 2001).
3. Grünes Leistungsmanagement
Für ein effektives Leistungsmanagement brauchen Sie ein System zur Evaluation der Leistung von Beschäftigten gemessen an umweltschutzbezogenen Kriterien, z. B. durch regelmäßige Feedbacks (Jackson, Renwick, Jabbour & Muller-Camen, 2011). Dafür müssen Sie zunächst Indikatoren für eine „grüne Performanz” festlegen. Auch Konsequenzen für Mitarbeitende, die Umweltschutzziele nicht beachten, sind denkbar, um die Betroffenen zu Verhaltensänderungen zu animieren (Jackson et al., 2011).
4. Grünes Empowerment
Langfristiger Erfolg stellt sich insbesondere ein, wenn Sie Ihre Mitarbeitenden aktiv am Umweltschutz beteiligen (Tseng, Tan, & Siriban‐Manalang, 2013). Zum grünen Empowerment gehören laut Renwick et al. (2013): eine klare grüne Vision im Unternehmen; ein grünes Lernklima, in dem Beschäftigte sich gegenseitig supervidieren; verschiedene Kommunikationskanäle für einen optimalen firmeninternen Austausch zum Thema Umweltschutz; Einbringungsmöglichkeiten, z. B. in grünen Arbeitsgruppen; und die Ermutigung zur aktiven Teilhabe an der Umsetzung der grünen Unternehmensziele.
5. Grüne Personalauswahl
Bei der Personalsuche und -auswahl können Sie gezielt umweltbewusste Kandidat:innen ansprechen und auswählen (Yusoff & Nejati, 2017), denn deren Wissen wird sich in ihrer Arbeit niederschlagen (Perron, Côté & Duffy, 2006). Zudem sollten Sie Ihren Ruf als grüne Organisation pflegen und in Stellenausschreibungen hervorheben, damit die umweltbewusste Zielgruppe auf Sie aufmerksam wird (Jabbour et al., 2013).
Fazit
Auch neuere Ergebnisse wie die von Ansari et al. (2021) zeigen auf, dass wirksames Green HRM neben dem umweltfreundlichen Verhalten auch die Identifikation mit Nachhaltigkeit sowie die emotionale Bindung an derartige Werte anvisieren sollte. Dementsprechend ist es ratsam, wenn Sie mehrere der genannten Strategien miteinander kombinieren, um eine Win-Win-Win-Situation (für Ihr Unternehmen, für die Beschäftigten und für die Umwelt) zu erreichen.
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