Mit zielführender Kommunikation zum Führungserfolg
Führen meint grundlegend, die Ziele des Unternehmens so mit den Bedürfnissen und Zielen der Mitarbeitenden zu verbinden, dass die angestrebten Arbeitsergebnisse erreicht werden. Hier ist zielführende Kommunikation das direkteste Mittel erfolgreicher Führung. Wie Sie diese erfolgreich einsetzen, erläutert Dr. Frank Becher.
Beim zielführenden Kommunizieren haben Sie ein bestimmtes Ergebnis vor Augen und interagieren so, dass es möglichst auch eintritt. Im Führungskontext sind typische Kommunikationsziele z. B. beiderseitig zufriedenstellende Mitarbeitendengespräche, effiziente Ergebnisse in Besprechungen und Meetings oder überzeugende Präsentationen und Reden. Hierbei machen leichtfertige Versprechungen sowie rhetorische Manipulation für eine echte Mitarbeitendenbeziehung und -bindung keinen Sinn. Stattdessen geht es darum, zielführende kommunikative Vorgehensweisen anzuwenden, die in der Arbeitspraxis funktionieren.
Mit Blick auf Ihre zielführende Kommunikation können Sie diese drei wesentlichen Einflussfaktoren unterscheiden: Ihre (Kommunikations-)Kompetenz, Ihre Außenwirkung und Ihre innere Haltung. Dabei spielen diese zusammen und ergänzen sich gegenseitig:
1. (Kommunikations-)Kompetenz
Wie ist es um Ihre rhetorischen Fähigkeiten bestellt? Wie überzeugend sind Ihre Erläuterungen, Argumentationen und Einwandbehandlungen? Wie erfolgreich agieren Sie in Mitarbeitendengesprächen, Besprechungen und Präsentationen? Führung beinhaltet eine Vielzahl unterschiedlicher kommunikativer Aufgaben und Tätigkeiten. Um hier zielführend zu kommunizieren, sollten Sie die jeweils erforderlichen rhetorischen Herangehensweisen kennen und flexibel anwenden können.
Dabei erhalten Ihre Worte noch wesentlich mehr Gewicht, wenn Sie dafür bekannt sind, dass auch entsprechende Taten folgen: So nutzen Sie Ihre (Kommunikations-)Kompetenz bestmöglich als unmittelbares Führungsinstrument für sich und Ihre Mitarbeitenden.
Mit Blick auf ein Feedbackgespräch bedeutet das in der Praxis beispielsweise:
- Teilen Sie Ihre Rückmeldung auf konstruktive Art mit: Dafür können Sie Feedbacktechniken wie den Feedbackdreischritt oder die Sandwichmethode anwenden.
- Ergründen Sie die Sichtweise und Beweggründe Ihres Gegenübers: Setzen Sie dazu gezielt geeignete offene und geschlossene Fragen ein. Das hilft Ihnen zu verstehen, wie Ihr Gegenüber die betreffende Sache sieht und was der individuelle Grund dafür ist bzw. war.
- Behalten Sie bei Einwänden Ihren roten Faden bei: Nutzen Sie Einwandbehandlungstechniken wie Verständnis für den Einwand zu zeigen sowie diesen umzuformulieren oder zurückzustellen. So können Sie sowohl auf Einwände Ihres Gegenübers eingehen als auch Ihre geplante Gesprächsstruktur aufrechterhalten.
2. Außenwirkung
Was für einen Eindruck vermitteln Sie als Führungsperson? Wie wirken Sie in Mitarbeitendengesprächen, Meetings und Präsentationen? Welche Vor- und Nachteile bringt das für Sie, Ihre Führungstätigkeit und Ihr Gegenüber mit sich? Wenn Sie mit Ihren Mitarbeitenden kommunizieren, machen sich diese ein Bild von Ihnen: Wie Sie jeweils gesehen und eingeschätzt werden, hängt auch stark von äußerlichen Faktoren wie Ihrer Sprechweise, Ihrer Körperhaltung, Ihrer Gestik und Ihrer Wortwahl ab. Für Ihr Gegenüber sind Sie dann im positiven Falle z. B. vertrauenswürdig und führungskompetent.
Zudem bestimmt Ihre Außenwirkung bzw. Ihre nonverbale Kommunikation stark mit, wie Ihre Worte ankommen und verstanden werden. Somit ergänzt sie Ihre (Kommunikations-)Kompetenz und ist von enormer Bedeutung für Ihre zielführende Kommunikation im Führungskontext.
Wie das in der Praxis konkret aussehen könnte, möchte ich Ihnen am Beispiel „Präsentation“ verdeutlichen:
- Wenn Sie präsentieren, hat Ihre Außenwirkung direkten Einfluss darauf, inwieweit Sie von Ihren Mitarbeitenden als kompetent und am Thema interessiert wahrgenommen werden: Sprechen Sie hierfür gerne zügig in Verbindung mit Sprechpausen, halten Sie zudem Blickkontakt und unterstützen Sie das Gesprochene durch Ihre Gestik.
- Sie erreichen Ihr Präsentationsziel mit höherer Wahrscheinlichkeit, wenn Sie unnötige Hürden abbauen und auf Augenhöhe präsentieren: Passen Sie sich dafür Ihrer Zielgruppe an und seien Sie dementsprechend förmlicher oder lockerer. Das kann bedeuten, dass Sie auf beiden Beinen mit festem Stand stehend sprechen oder auch lebendiger agieren bzw. auf einer Tischkante sitzend präsentieren.
- Bei Ihren Präsentationen repräsentieren Sie auch immer das Unternehmen vor Ihren Mitarbeitenden: Hier spielt neben Ihrem Präsentationsverhalten Ihre dafür möglichst passend gewählte Kleidung eine wichtige Rolle.
3. Innere Haltung
Warum sind Sie die Führungskraft, die Sie sind? Weshalb verhalten Sie sich zu Ihren Mitarbeitenden so, wie Sie es tun? Welchen Bezug haben Sie zu Ihrer Führungsaufgabe und dem Unternehmen? Die Antworten auf Fragen wie diese finden Sie in sich selbst. Hierbei wird die innere Haltung z. B. auch häufig als Einstellung, Mindset, Persönlichkeit oder Psyche bezeichnet.
Bedeutsam ist die grundlegende Erkenntnis, dass sich das, was sich in Ihnen abspielt, stark auf Ihr Verhalten nach außen auswirkt: So üben z. B. für Sie bestimmende Erfahrungen, die Ausprägung Ihrer Selbstsicherheit, Ihre Einstellung zu sich und Ihren Mitarbeitenden sowie Ihre Neigung zu Kontrolle oder Vertrauen maßgeblichen Einfluss auf Ihr Interaktionsverhalten aus. Damit ist Ihre innere Haltung ebenfalls von enormer Bedeutung für Ihre zielführende (Führungs-)Kommunikation.
Am Beispiel eines Konfliktgesprächs erläutert, spielen hier für die Praxis folgende Faktoren eine Rolle:
-
Vergegenwärtigen Sie sich, ob Sie zwischen Konfliktparteien vermitteln oder ob Sie selbst an dem Konflikt beteiligt sind: Verhalten Sie sich in beiden Fällen möglichst objektiv und wertschätzend, wobei das schwieriger sein dürfte, wenn Sie selbst in den Konflikt involviert sind.
-
Um einen Konflikt nachhaltig aufzulösen, geht es um Annäherung sowie Beziehungs- und Vertrauensaufbau: Denken und handeln Sie also stets kooperativ und versuchen Sie nicht zu gewinnen.
-
Wichtig ist eine lösungsorientierte Haltung: Zu ergründen, wer was wann falsch gemacht hat, führt schnell zu Verhärtung und Abgrenzung. Fokussieren Sie stattdessen die gemeinsame Suche nach Lösungen für ein zukünftig gelingendes Zusammenwirken.
Fazit
Sich verändernde Rahmenbedingungen wie demografische Entwicklungen, Fachkräftemangel sowie die steigende Bedeutung von Remote-Arbeit und Work-Life-Balance wirken sich unmittelbar auf den Führungskontext aus. Angesichts dessen ist zielführende (Führungs-)Kommunikation bedeutender denn je.
Das umfasst die drei hier behandelten Faktoren der (Kommunikations-)Kompetenz, der Außenwirkung und der inneren Haltung. Dabei geht es für Sie als Führungskraft nicht um schönes, richtiges, fehlerfreies etc. Kommunizieren: Vielmehr ist für Ihre zielführende Kommunikation in der Praxis ausschlaggebend, auf einem Niveau handeln zu können, das Ihnen die angestrebten Ergebnisse bringt.
Zum Weiterlesen
Dieser Artikel orientiert sich an der Rede-Pyramide nach Marita Pabst-Weinschenk. Bei Interesse finden Sie das Modell hier detaillierter erläutert: [Werbung] Becher, F. (2020). Psychologie und Körpersprache im Job: Überzeugend auftreten und kommunizieren. Freiburg: Haufe.