Geld, Gleitzeit, Glück? Was Beschäftigte ans Unternehmen bindet

Mit Freude zur Arbeit gehen, wer wünscht sich das nicht? Wer sich am Arbeitsplatz wohlfühlt, ist produktiver, fühlt sich enger ans Unternehmen gebunden und hat weniger Fehltage. Wie sich Unternehmen diesen Zusammenhang zunutze machen können und welche Unterschiede es in den Bedürfnissen und Erwartungen von Beschäftigten zu beachten gilt, erfahren Sie in diesem Artikel.

Mehr Glück gleich mehr Leistung, das klingt nicht nur gut, sondern funktioniert auch: Wie Studien seit Jahrzehnten aufzeigen, ist Arbeitszufriedenheit verknüpft mit der Produktivität von Beschäftigten. Das ifaa (Institut für angewandte Arbeitswissenschaft) hat 2023 entsprechende Studienergebnisse analysiert und beachtenswerte Erkenntnisse in Form eines Faktenblatts veröffentlicht.

Arbeitszufriedenheit und Erfolg hängen zusammen

Wer mit dem eigenen Leben und Job glücklich ist, hat mehr Erfolge zu verzeichnen, was wiederum zu angenehmen Gefühlen und weiterem Erfolg führt (Lyubmirsky et al., 2005). Glücklich zu sein kommt jedoch nicht nur dem individuellen Erfolg zugute, sondern nützt darüber hinaus dem Unternehmen, denn glückliche Angestellte sind pragmatischer, kooperativer, hilfsbereiter und sorgfältiger, sie haben weniger Fehltage, suchen sich seltener einen neuen Job und treten freundlicher auf. In Zahlen ausgedrückt führen diese Faktoren zu einer um 12 Prozent erhöhten Produktivität (IW Köln, 2014) und zu bis zu 41 Prozent weniger Fehlzeiten (Harter, 2017).

Bereits Studien aus früheren Jahrzehnten kamen zu derartigen Beobachtungen in Bezug auf Arbeitszufriedenheit und Produktivität (vgl. Akerlof et al.,1988; Clegg, 1983). Doch was bedeuten diese Befunde für Ihr Unternehmen? Gibt es über ein angemessenes Gehalt hinaus konkrete Maßnahmen, mit deren Hilfe Sie die Zufriedenheit und Mitarbeiterbindung Ihrer Angestellten boostern können?

5 Punkte für eine stärkere Mitarbeiterbindung

Die Antwort auf diese Fragen lautet ohne Zweifel „Ja“ und lässt sich in fünf Punkten aufschlüsseln:

  1. Flexibilität ist zentral, der Wunsch nach ihr zieht sich durch diverse Studien. So gilt die Option einer flexiblen Gestaltung von Arbeitszeit und -ort als überaus attraktiv (Koczy et al., 2020) und wurde insgesamt in den vom ifaa genannten Studien als am bedeutsamsten eingestuft. Homeoffice und ein variables Vergütungssystem hängen dementsprechend mit einer höheren Arbeitszufriedenheit zusammen (Gruner & Wolter, 2019).
  2. Auf die Sicherheit ihres Arbeitsplatzes legen alle Generationen großen Wert. In der Erhebung von Feinstein et al. (2022) war die Sicherheit des Arbeitsverhältnisses sogar durchweg die oberste Priorität. Ausgenommen sind die 25- bis 34-Jährigen, die dem Gehalt am meisten Bedeutung beimaßen.
  3. Insbesondere die junge Generation Alpha achtet auf eine gute Arbeitsatmosphäre. Damit ist sie aber nicht allein, denn über alle Studien und Altersgruppen hinweg wurde der Stellenwert eines kollegialen, wertschätzenden Betriebsklimas hervorgehoben, während mangelnde Wertschätzung die Wahrscheinlichkeit einer Kündigung erhöht (Berneder, 2020).
  4. Mitarbeitende wünschen sich Weiterbildung. Laut ifaa-Faktenblatt steigern Weiterbildungsangebote ihre Arbeitszufriedenheit, ihr Commitment und ihr Engagement, wovon der Unternehmenserfolg ebenfalls profitiert. Auch jüngere Arbeitnehmende registrieren, ob Sie ihre Weiterbildung fördern.
  5. Nicht zuletzt ist Individualität ein wichtiges Stichwort, und zwar in Bezug auf die berufliche Entwicklung. Laut der STARTKLAR-Schülerstudie 2023 schätzt die junge Generation Alpha individuelle Förderangebote, aber auch sogenannte High Performer:innen werden durch individuelle Anreizsysteme und Schulungsmaßnahmen angezogen (Berneder, 2020). Nur beim Gehalt sieht es laut dem Forschungsmonitor „Variable Vergütungssysteme“ (BMAS, 2018) anders aus: Arbeitnehmende wünschen sich hier zwar Variabilität, aber in Abhängigkeit vom gesamten Unternehmenserfolg und nicht von der individuellen Leistung. Die Arbeitszufriedenheit und Kooperationsbereitschaft nehmen sogar ab, wenn das Hauptaugenmerk auf der individuellen Leistung liegt (ebd.).

Generationen unterscheiden sich

Die Ergebnisse verdeutlichen: Bieten Sie Maßnahmen wie Homeoffice, Personalgespräche, Weiterbildungsangebote und variable Gehaltskomponenten an, denn diese können die Arbeitgeberattraktivität von Unternehmen erhöhen. Nichtsdestotrotz dürfen systematische Unterschiede zwischen Bewerber:innengruppen und Generationen nicht unterschätzt werden.

Generationen unterscheiden sich in ihren Bedürfnissen zwar nicht immens, aber es gibt Tendenzen: So steige laut Benify (2019) die Bedeutsamkeit der Altersvorsorge mit zunehmendem Alter, im Gegenzug stehe für jüngere Beschäftigte die Kompetenzentwicklung im Vordergrund. Weiterhin beschreibt das ifaa (2023), dass junge Bewerber:innen insbesondere auf Karriereentwicklung, Work-Life-Balance und Arbeitsplatzsicherheit achten, wobei für die Altersgruppe von 25 bis 34 Jahren das Gehalt an erster Stelle steht (Feinstein et al., 2022). Bezüglich der besonders jungen Generation Alpha fanden die Studienautor:innen heraus, dass wie weiter oben erwähnt eine angenehme Arbeitsatmosphäre (nette Kolleg:innen, gute Stimmung), individuelle Förderung sowie die Zusage einer Übernahme nach Beendigung einer Ausbildung die bedeutsamsten Aspekte darstellen (ebd.).

Was lockt Führungskräfte und High Performer:innen?

Relevant ist auch die Frage, wie Sie hochqualifizierte Arbeitskräfte und Führungskräfte an sich binden können. Auch für diese Gruppe spielt laut Hohmann (2015) die Arbeitsplatzsicherheit eine wichtige Rolle. Ebenso bedeutsam ist jedoch, dass die Tätigkeit sinnhaft ist, ein hohes Gehalt und Abwechslung bietet und auch das Betriebsklima angenehm ist. Andersherum werden auch High Performer:innen laut einer Befragung unter 230 Vertriebsmitarbeitenden von mangelnder finanzieller Wertschätzung, fehlenden Weiterentwicklungsmöglichkeiten und schlechten Beziehungen zu Vorgesetzten abgeschreckt (Berneder, 2020).

Fazit

Wenn Sie sich angesichts der hier präsentierten Studienergebnisse fragen, wie attraktiv Ihr Unternehmen wohl für Arbeitnehmende ist, haben Sie bereits den ersten wichtigen Schritt in Richtung einer höheren Mitarbeiterbindung getan. In Zeiten des Fachkräftemangels, in denen Geld allein nicht mehr verfängt, kommen Unternehmen nicht umhin, sich über Weiterbildung, flexible Arbeitszeitmodelle und weitere Interessen von Beschäftigten Gedanken zu machen.

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