Was tun bei toxischen Menschen am Arbeitsplatz?
Toxische Menschen vergiften durch egoistisches, manipulatives und rücksichtsloses Verhalten das Team- und Arbeitsklima. Das kann für andere Mitarbeitende so belastend sein, dass es zu hohen Krankenständen und vermehrter Fluktuation des Personals kommt. Welche Möglichkeiten gibt es, mit toxischen Personen am Arbeitsplatz umzugehen?
Haben Sie mit Menschen am Arbeitsplatz zu tun, die sich egoistisch, rücksichtslos und manipulativ verhalten? Die das Team sprengen, Kolleg:innen ausnutzen, sich kaum führen lassen und nur dann mitmachen, wenn es ihren eigenen Zielen dient?
Es gibt einen Namen für diese Menschen: Wir nennen sie Toxiker:innen.
Toxiker:innen vergiften die Arbeitsatmosphäre. Wo sie sind, sind Konflikt, Misstrauen und Lagerbildung im Unternehmen nicht weit. Mal kommen sie als charmante Charismatiker:innen daher, mal agieren sie im Verborgenen oder wirken kalt und berechnend. Im Kern geht es ihnen immer um persönliche Macht, darum die eigenen Ziele auf Kosten anderer rücksichtlos zu verfolgen.
Wie definiert man Toxiker:innen?
„Toxiker streben nach Macht, um ihre egoistischen Ziele um jeden Preis zu verwirklichen.“ (Schüler-Lubienetzki & Lubienetzki, 2016)
Aber: Nicht jeder schwierige Mensch am Arbeitsplatz ist gleich toxisch. Es gibt unerfahrene oder unbedarfte Mitarbeitende, Kolleg:innen und Führungskräfte, die eher unabsichtlich jemanden übergehen, benachteiligen oder vielleicht sogar kränken. Hier kann über Feedback, Training und Coaching meist schnell eine Verhaltensänderung erzielt werden. Der Unterschied zu Toxiker:innen liegt im absichtsvollen Verhalten, im zielgerichteten Vorsatz.
Die zugrundeliegende Persönlichkeitsstruktur von Toxiker:innen wird „Dunkle Triade“ (Paulhus & Williams, 2002) genannt. Eine Mischung aus Narzissmus („Die Welt dreht sich um mich“), Machiavellismus („Auf dem Weg zur Macht ist jedes Mittel recht“) und Psychopathie („Herzloses, kaltes Unbeteiligtsein, keine Angst, kein Gewissen“) bildet den Nährboden für ein zutiefst zerstörerisches und ausbeuterisches Verhaltensmuster.
Welchen Schaden richten Toxiker:innen an?
Der toxische Schaden hat viele Facetten. Auf der persönlichen Ebene fühlen sich Opfer von Toxiker:innen häufig stark bedroht, ausgenutzt, übergriffigem Verhalten ausgeliefert und eingeschüchtert. Das vertrauensvolle Miteinander, die Leichtigkeit im Umgang miteinander sind verschwunden. Sie möchten den Kontakt mit ihrem toxischen Mitmenschen auf das Notwendigste beschränken und am liebsten keine Schnittstellen mehr haben. Diese von Toxiker:innen geschaffene Situation führt zu Brüchen in der Kommunikation und zu einer Störung des Arbeitsklimas. Kreativität, Lösungsorientierung und Freude am gemeinsamen Erfolg setzen ein Fundament an psychologischer Sicherheit voraus, also das genaue Gegenteil eines toxischen Arbeitsklimas. Erhöhte Krankenstände durch hohe psychische Belastung und Fluktuation, wenn sich an der belastenden Situation nichts ändert, sind sichtbare Folgen.
Auf der fachlichen Ebene verhalten sich Toxiker:innen häufig ausbeuterisch gegenüber Kollegen:innen, Führungskräften und dem Unternehmen. Sie engagieren sich nur für Projekte, die einen Image-Gewinn versprechen. Sie stellen die Arbeitsergebnisse von Kolleg:innen als ihre eigenen dar. Veränderungsvorhaben, die nicht mit ihren persönlichen Zielen übereinstimmen, werden von ihnen blockiert und sabotiert. Sie täuschen Expertise vor, um mehr Einfluss im Unternehmen zu bekommen. Erschaffen durch künstlich aufgebauschte Problemfelder einen Handlungsdruck, den nur sie lösen können. Mithilfe von vorgetäuschter Freundschaft suchen sie die Nähe von Informationsträger:innen, um an vertrauliche Informationen zu kommen.
Wir sehen hier eine egoistische Selbstoptimierung zu Lasten des Teams und des Unternehmens. Nicht selten gibt es kriminelle Verhaltensweisen zu beobachten, z. B. sexuell übergriffiges Verhalten, Entwendung von Arbeitsmitteln, Geschäftsgeheimnissen bis hin zu Unterschlagungen.
Welche Strategien gibt es für den Umgang mit Toxiker:innen?
Man sollte sich keine Illusionen machen: Von allein wird es nicht aufhören. Überzeugungen wie: „Das kann das Team doch am besten untereinander lösen“ oder „Das ist nur eine Phase, wenn ich mitspiele, habe ich meine Ruhe“ verkennen den Kern der Situation. Toxisches Verhalten hat das Potenzial, die betroffenen Kolleg:innen, Führungskräfte oder Mitarbeitenden bis ins Innerste zu erschüttern. Häufig werden starke Gefühle von Angst, Hilflosigkeit, Selbstzweifel oder Depression hervorgerufen. Es besteht auf jeden Fall die Notwendigkeit, sich mit der Situation auseinanderzusetzen und je nach Möglichkeit zur Einflussnahme tätig zu werden.
Die drei Grundstrategien zum Umgang mit schwierigen Menschen am Arbeitsplatz lauten:
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Love it (sich mit der Situation arrangieren)
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Change it (die Situation verändern)
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Leave it (die Situation verlassen)
Wie stehen Toxiker:innen und Leidtragende im Unternehmen zueinander? Ist der:die Toxiker:in ein:e Kolleg:in oder gar die eigene Führungskraft, gestalten sich die Grundstrategien anders als aus der Position einer Führungskraft von toxischen Mitarbeitenden heraus.
Entscheidend sind konkrete Schilderungen bzw. Dokumentationen des toxischen Verhaltens, um Vorgesetzte, HR oder den Betriebsrat zu informieren. Erst wenn ein gemeinsames Verständnis über das weitere Vorgehen erzielt wurde, kann die stärkste Option „Change it“ auch erfolgversprechend angegangen werden. Die Interventionen reichen von konfrontierendem Feedback und enger Führung bis hin zu Abmahnung und Kündigung, abhängig vom toxischen Schaden.
„Love it“, also sich mit der Situation arrangieren, funktioniert, wenn die Leidtragenden ihre Haltung zur Situation ändern. Hier kann begleitendes Coaching einen stabilisierenden Beitrag leisten. Sich stark abzugrenzen, sich nicht einschüchtern/provozieren zu lassen und den Kontakt zu verringern sind hilfreiche Verhaltensweisen.
„Leave it“ bedeutet meistens, den Arbeitsbereich oder sogar das Unternehmen zu verlassen. Diese Option bleibt, wenn es keine geeignete Allianz im Unternehmen gibt, die sich dem:der Toxiker:in entgegenstellt. Die einhergehende hohe gesundheitliche Belastung für die Leidtragenden führt dazu, sich nicht länger in der Auseinandersetzung mit Toxiker:innen aufreiben zu wollen. Ein Neuanfang im Interesse der eigenen Gesundheit macht hier Sinn.
Literatur
Paulhus, D. L. & Williams, K. M. (2002). The Dark Triad of personality: Narcissism, Machiavellianism, and Psychopathy. Journal of Research in Personality, 36, 556–563.
Zum Weiterlesen:
[Werbung] Schüler-Lubienetzki, H. & Lubienetzki, U. (2016, 2. Aufl.). Schwierige Menschen am Arbeitsplatz. Heidelberg: Springer.
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